Arbeit bei Lebendige Hoffnung

Hallo liebe Familie und Freunde! 

 

Ihr fragt euch sicherlich, was nun hier genau meine Arbeit ist. Meine letzten Blogeinträge haben darüber ja noch nicht wirklich viel verraten. Die WelcomeDays klingen eher noch nach Urlaub - aber wie ging es danach weiter? 

 

Unser erster Arbeitstag stand an - der begann aber erstmal mit unserem Umzug. Die erste Woche haben wir vorrübergehend, bis unsere Wohnung fertig renoviert war, in einem Zimmer im 2. Tageszentrum gelebt. In der Gegend dort war es ziemlich gefährlich; sehr viele Alkoholiker und Drogenabhängige. Ab 20 Uhr durften wir nicht mehr ohne männliche Begleitung auf die Straße.

Deshalb hatte unsere Chefin Nicole nach einer anderen Unterkunft für uns gesucht. Die neue Wohnung ist ein echtes Geschenk von Gott. Wir haben eine Wohnküche, Bad und jeder ein eigenes Zimmer. Vor allem aber liegt sie in einer Siedlung, die Tag und Nacht durch Wächter überwacht wird. So können wir uns als Mädels allein auch echt sicher fühlen. 

 

 

 Die ersten drei Tage haben Christin und ich zusammen gearbeitet. "Lebendige Hoffnung" hat drei Tageszentren und so konnten wir jeden Tag gemeinsam in jeweils ein Zentrum reinschnuppern. Wir haben vor allem mit den Kindern gespielt, damit sie uns und wir sie kennenlernen. Es hat uns total viel Freude gemacht, Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie waren sehr offen und haben uns gleich angenommen. Wir haben auch versucht uns etwas mit ihnen zu unterhalten. Das sorgte besonders bei den Kindern für viel Spaß, da unser Russisch noch nicht wirklich bemerkenswert ist. Unser Akzent muss sehr lustig klingen. ;) 

 

Weiterhin haben wir beim Essen zubereiten geholfen und viel geputzt, da gerade die ganze Deko von Sommer auf Herbst geändert wurde. 


Nach diesen drei "Eingewöhnungstagen" ging es für uns dann richtig los, dass wir nach Plan arbeiten. 

Wie schon erwähnt gibt es drei Tageszentren - zwei sind in Odessa und liegen im nordöstlichen Randviertel der Stadt. Wir wohnen ungefähr in der Mitte der beiden Zentren. Das erste Tageszentrum können wir sogar in 20-25 Minuten gemütlich zu Fuß erreichen. 

Das dritte Zentrum liegt in Petrovka auf dem Land ca. 1 h entfernt. 

Ich wechsle jeden Tag zwischen den Zentren und bin pro Woche 1x im ersten, 2x im zweiten Zentrum und 2x in Petrovka. Außerdem arbeite ich jeden Tag mit anderen Leuten zusammen und nur einmal pro Woche mit Christin. Unser Team besteht aus ca. 15 Leuten und die meisten sind nicht älter als 25. 

 

Ich habe einen komplett neuen Tagesrhythmus. Ich arbeite nachmittags - bin also jetzt nur noch vormittags zuhause und komme erst abends heim. Mittagessen gibt es 15 Uhr in den Tageszentren. Das alles war eine ganz schöne Umstellung. Die erste Woche hatte ich damit etwas Probleme, aber mittlerweile habe ich mich an meinen neuen Alltag gewöhnt und es ist normal geworden. 

 

Wenn man auf dem Land im dritten Zentrum arbeitet, ist man den kompletten Tag unterwegs, weil man morgens und abends insgesamt jeweils einen Arbeitsweg von 2h mit Marschrutka, Elektritschka und Fußweg hat. Aber das finde ich überhaupt nicht schlimm, weil es jedes Mal eine lustige Zeit mit meinen Kollegen ist. Oft lernen sie mit mir Vokabeln und das sorgt eigentlich immer für Spaß, weil manche Worte für mich einfach unausprechbar scheinen. Auf dem Fußweg von der Haltestelle in Petrovka bis zum Tageszentrum ist es jetzt schon zur Tradition geworden, dass wir Walnüsse essen. Am Wegrand stehen überall Walnussbäume und wir packen uns dann immer die Taschen voll. Mittlerweile bekomme ich es sogar hin, die Nüsse mit der Hand aufzuknacken (...da brauche ich nächstes Weihnachten keinen Nussknacker mehr ^^) So frisch vom Baum schmecken die Nüsse einfach ganz anders und noch tausendmal besser, als aus dem Supermarkt in Deutschland!

Jedes Tageszentrum öffnet um 12 Uhr, mein Arbeitsbeginn. (ja, ich könnte jeden Tag ausschlafen, aber wer mich kennt, weiß, dass ich das trotz allem nicht mache ;) ) 

Die Kinder trudeln dann alle nach und nach ein und verbringen den Nachmittag bis 18 Uhr im Zentrum. Hausaufgaben machen, gemeinsames Mittagessen, spielen, auf dem Spielplatz toben, basteln,...füllen die Zeit. (zum Zentrumsalltag berichte ich euch in einem nächsten Beitrag genauer). Täglich kommen ca. 30-40 Kinder ab 5 Jahren in jedes Tageszentrum.

 

Die Kinder in unseren Tageszentren kommen aus schwierigen Verhältnissen. In manchen Fällen ist ein Elternteil schwer erkrankt, was für die Familie oft zugleich Armut bedeutet. In der Ukraine gibt es kein gutes Krankenversicherungssystem. Die Medikamente sind teuer und müssen aus eigener Tasche bezahlt werden, genauso wie Arztbesuche. Dadurch fehlt es oft an Geld für Essen oder Kleidung. Die Familien leben in beengten Verhältnissen. Nicht selten ist die Folge daraus, dass die Eltern in ihrer Verzweiflung in Alkohol- oder Drogenabhängigkeit rutschen. In einigen Fällen lebt infolgedessen ein Elternteil oder beide nicht mehr. Die Eltern kümmern sich nicht gut um die Kinder. Sie bekommen keine Liebe. Manche erfahren Gewalt. 

 

In den vergangenen Wochen habe ich bereits viele solche Hintergründe von Kindern erfahren. Zweimal habe ich auch schon eine Familie zuhause besucht und die Umstände, in denen sie wohnen, gesehen.

Der Besuch hat mich sehr bewegt. Vor allem als ich darüber nachgedacht habe, wie sie wohnen und wie ich in Deutschland wohne und wir doch aber grundsätzlich in der gleichen Situation sind - eine fünfköpfige Familie. Das war eine echte Horizonterweiterung.

 

Am Anfang war es für mich etwas schwierig all diese Geschichten zu verarbeiten, doch zugleich auch motvierend. 

Ich habe nochmal total realisiert, was für ein Licht die Arbeit von "Lebendige Hoffnung" für die Kinder ist und, dass dadurch in ihrem Leben echt ein Unterschied gemacht wird. Die Zentren sind für die Kinder ein Auffangort. Dort bekommen sie Liebe und Zuneigung, Aufmerksamkeit. Sie können einfach Kind sein. Sie erfahren von unserem großen Gott, der sie so unglaublich toll geschaffen hat. Sie bekommen gezeigt, wie das Leben auch funktionieren kann. Sie bekommen eine lebendige Hoffnung. 

 

Ich bin so dankbar, dass Gott mich hier her gestellt hat. Ich sehe dieses Jahr als einen Dienst. 

Ich darf Teil dieser Arbeit sein und möchte mich in die Kinder investieren und Licht für sie sein. 

Aus einem Gespräch mit meiner Chefin Nicole ist mir etwas besonders hängen geblieben: Es geht nicht darum, den Kindern irgendetwas besonders krasses beizubringen oder irgendwelche besonderen Leistungen zu zeigen. Sondern es geht darum, mit dem Herzen dabei zu sein und Gott zu dienen. Wir sollen für die Kinder einfach wie Freunde sein. Menschen, die ihnen Aufmerksamkeit schenken und mit ihnen zusammen im Zentrum Leben leben. Wir spielen gemeinsam, wir kochen gemeinsam, wir putzen gemeinsam, wir lachen gemeinsam. Wir leben in Gemeinschaft. Wir leben Familie. 

 

Und das habe ich den wenigen Wochen, die ich hier bin, schon echt erlebt. "Lebendige Hoffnung" ist eine große Familie. 

 

So ist z.B. das Verhältnis im Team kein typisches Arbeitsverhältnis, sondern ein familiär-freundschaftliches. Wir verbringen unsere Freizeit auch gemeinsam und haben u.a. einen Hauskreis. 

Einige meiner Arbeitskollegen sind bereits als Kinder in die Tageszentren gekommen und dort aufgewachsen. Jetzt sind sie Mitarbeiter. Ich kenne sie nur von jetzt - doch wenn man erfährt, aus welchen Verhältnissen sie ursprünglich kommen, bin ich einfach begeistert, was Gott in ihrem Leben durch die Zentren bewirkt hat. 

Also kurz zusammengefasst:

Ich liebe meine Arbeit hier und bin einfach dankbar für all diese Eindrücke. Auch wenn nicht immer alles leicht zu verarbeiten ist. 

Ich merke, wie sehr diese Zeit mich und mein Denken jetzt schon geprägt hat. 

 

Ich freue mich so sehr, dass Gott mich an diesen Platz gestellt hat und ich habe jeden Tag wieder Freude daran, ihm zu dienen. 

 

Danke, danke für all eure Gebete und Unterstützung! 

 

Gott segne euch! 

 

Eure Lea 


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GEBETSANLIEGEN

 

DANKEN 

~ dass ich mich so schnell eingelebt habe 

~ dass ich mich bei meiner Stelle so wohl fühle und schon gute Freundschaften geknüpft habe 

~ dass ich bereits seit 5 Monaten gesund bin!! :) 

~ für das gute warme Wetter

~ dass das Familiencamp so bewegend und super war

~ für unseren genialen Urlaub

 

BITTEN 

~ dass ich die Sprache schnell lerne 

~ für die Gemeinschaft im Team und in den Zentren

~ für unsere vielen Sommercamps, für gute Organisation und offene Herzen 

~ für gutes Genießen der letzten Zeit, ohne, dass man mit den Gedanken schon bei der Ausreise hängt

~ für gutes innerliches Abschließen des AUslandsjahres